Hintergrund
Die folgende Methode nutzt das Modell des Werte- und Entwicklungsquadrats von Schulz von Thun (Miteinander reden II), allerdings mit einem allgemeineren Ziel.
Der grundsätzliche Gedanke des Modells von Schulz von Thun ist die Gegenüberstellung von polarisierenden Werten (positiv und negativ besetzt).
In der Gegenüberstellung kann man die Position anderer Personen erkennen und sich selbst dazu im Verhältnis sehen. Diese Transparenz hilft die Positionen und Motive andere Personen besser zu verstehen (Wo stehe ich, wo der andere?). Der darauf folgende Gedankengang ist: Warum stehe ich wo ich stehe, warum der andere woanders? Jeder Beteiligte muss sich erklären. Diese Auseinandersetzung hilft die eigene Position zu überdenken und Extrempositionen zu vermeiden.
In einem weiteren Schritt werden die Werte in einer Hierarchie eingeordnet. Positiv besetzte Werte werden in der oberen Ebene, negativ besetzte Werte in der unteren Ebene angeordnet.
Dabei wird bewusst übertrieben und eine Art „Schwarz-Weiß-Schema“ verwendet, obwohl der Übergang dazwischen fließend ist. Diese Vorgehensweise hilft bei der eigenen Positionierung und der Einschätzung des Gegenübers. Wer nur vier Möglichkeiten zur eigenen Einordnung hat, wird bei der Einordnung vom Gegenüber „härtere“ Abweichungen erhalten. Die Idee sich erklären zu müssen wird damit stärker.
Verallgemeinerung
In der allgemeineren Anwendung wird es für Eigenschaften und deren Wechselwirkungen eingesetzt. Bei komplexen Problemen gibt es selten eine einzelne passende Lösung, sondern nur einen umfassenden Blick auf das Gesamtbild. Die Darstellungsform des Quadrats hilft an dieser Stelle die Eigenschaften gegenüberzustellen. Die Zusammenhänge werden transparenter und Wechselwirkungen können herausgearbeitet werden. Weiterhin wird die Gefahr in gedanklichen Sackgassen zu enden verringert, da jeweils die benachbarten Möglichkeiten aufgezeigt werden. Ein Schritt nach links oder rechts kann dann schneller eingeschätzt und vollzogen werden.
Oftmals „übersieht“ man die Risiken, welche in der eigenen Position liegen. Die Einordnung in das Schema hilft diese Extremposition besser einzuschätzen. Je nach Einordnung kann dann schneller zu einem Kompromiss hingearbeitet werden.
In der folgenden Darstellung werden als Beispiel Elemente der Wahrnehmung aus dem Regelkreis herausgegriffen. Dabei wird die Herangehensweise der Informationsverarbeitung gegenübergestellt.
In einem Folgeschritt können den einzelnen Eigenschaften noch Auswirkungen hinzugefügt werden. Erst an dieser Stelle wird klarer, welche Auswirkungen bestimmte Entscheidungen bei der Auslegung von Bewegungen haben. Vor- und Nachteile werden unterschieden und gegenübergestellt (stark vereinfachtes Beispiel).
Durchführung
Die obigen Beispiele sollten einen ersten Eindruck vermittelt haben. Der Ablauf solcher Zusammenstellungen kann in den folgenden Schritten zusammengefasst werden:
Festlegen des Themas
Worum soll es gehen? Welche Eigenschaft soll besprochen werden?
Gegenüberstellung gegenteiliger Eigenschaft
Jeder Eigenschaft steht eine gegenteilige Eigenschaft gegenüber. Nicht immer ist diese leicht zu finden.
Versuch positive und negative Besetzung zu bestimmen
Was passiert, wenn man es mit dem Einsatz der Eigenschaft übertreibt? Welche Probleme treten auf? Was passiert, wenn die Eigenschaft in unpassenden Situation verwendet wird?
Betrachtung der Eigenschaften unter festgelegten Gesichtspunkten
An dieser Stelle können alle möglichen Punkte betrachtet werden. Es lohnt sich immer nach Überlastungserscheinungen zu suchen.
Als allgemeine Regeln gelten:
Kein Vorteil ohne Nachteil
Auch wenn bestimmte Eigenschaften auf den ersten Blick sehr vorteilhaft aussehen, selten ist dies der Fall. Wer sich zu schnell bewegt, verliert die Eigenschaft während der Bewegung noch Anpassungen vorzunehmen. Wer kraftvoll auftritt, läuft Gefahr sich zwar durchzusetzen, aber dabei zu viel des Guten zu erreichen. Für diese Einschätzungen bedarf es Erfahrung, Kreativität und die Fähigkeit sich vom eigenen eingefahrenen Denken zu lösen. Andernfalls sieht man immer nur alles durch die „rosarote Brille“.
Fehlende Wörter
Bei der Wahl der Worte kann es vorkommen, dass einem kein passendes Wort zur Gruppierung einfällt. In diesem Fall genügen beschreibende Wortgruppen. Das passende Wort kann später immer noch ergänzt werden.